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Pressemitteilungen

29.01.2018: Querschnittlähmung und das Leben danach

Unabhängig von Alter oder Gesundheitszustand - eine Querschnittlähmung kann jeden treffen. Weltweit sind rund 2,7 Millionen Menschen betroffen.

In Österreich sind ca. 50.000 Menschen an einen Rollstuhl angewiesen, etwa 4.000 davon aufgrund einer Querschnittlähmung. An die 200 Unfälle mit Folge einer Querschnittlähmung ereignen sich pro Jahr in Österreich*. Darunter auch prominente Personen wie Kira Grünberg oder der Skispringer Lukas Müller.

Häufige Unfallursache sind Verkehrsunfälle und Arbeitsunfälle, versursacht durch Sturz aus größer Höhe aber auch Freizeitsportarten wie Skifahren, Paragleiten, Motorradfahren und seit einigen Jahren gehäuft Mountainbikestürze. Das Durchschnittsalter beträgt 40 Jahre. Mit 70 Prozent sind häufig Männer betroffen. Selbstüberschätzung, zu hohe Geschwindigkeiten, Risikobereitschaft, mangelnde Fitness, aber auch hart präparierte Pisten in Kombination mit Ausrüstung und fehlenden Fahrkenntnissen sind Gründe für die Schwere von Unfällen.

Die Art der Funktionsausfälle bei einer Querschnittlähmung ist abhängig von dem Ausmaß der Verletzung. Bei einer kompletten motorischen Lähmung ist das Rückenmark entweder massiv gequetscht, oftmals aber auch komplett abgerissen bzw. durchtrennt. Die Übertragung der Nervenimpulse zwischen dem Gehirn und dem Körper funktioniert in bestimmten Regionen nicht mehr. Dabei hängt die Störung davon ab, in welcher Höhe und in welchem Ausmaß das Rückenmark beschädigt wurde. Die Folge davon sind Lähmungen der Muskulatur. Zudem fallen alle Sinnesempfindungen aus. Die Betroffenen können also, je nachdem welcher Teil des Rückenmarks betroffen ist, weder Beine noch Arme bewegen, spüren keinen Schmerz und können nicht zwischen kalt und warm differenzieren. Fallweise treten eine Blasen- und Mastdarmentleerungsstörung und eine Beeinträchtigung der Sexualfunktion auf. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf das Leben danach.

Welche Folgen eine Rückenmarksverletzung hat, wird in der Regel nach 6 bis 8 Wochen nach dem Unfallereignis sichtbar. Das definitive Ausmaß zeichnet sich erst nach 6 bis 12 Monaten ab. 

Möglichkeiten der Rehabilitation

Nach dem operativen Eingriff im Krankenhaus, bei dem die Wirbelsäule in einer guten Stellung fixiert und das eingeklemmte Rückenmark entlastet wird, erlernt der Betroffene in einem spezialisierten Rehabilitationszentrum, wie beispielsweise dem Rehabilitationszentrum der AUVA in Bad Häring, den Umgang mit der Situation. Ziel der ganzheitlichen Rehabilitation ist das Erreichen einer größtmöglichen Selbständigkeit und Erleichterungen im Umgang mit Alltagssituationen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal, Therapeutinnen und Therapeuten, Psychologinnen und Psychologen sowie dem oder der Betroffenen. 

Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft ist die Querschnittslähmung als Rückenmarksschaden heute noch nicht heilbar. Es gibt jedoch diverse medizinische Fortschritte und vielversprechende Therapiemethoden in der Behandlung. Ansätze auf dem Gebiet der Stammzellenzellenforschung sowie gute Ergebnisse bei Tierversuchen mit teils erstaunlichen  Ergebnissen liegen vor. Auch die Behandlung mit der niederenergetischen Stoßwelle zeigt erste Erfolge. Durch Implantation von Elektroden direkt an das Rückenmark können die noch vorhandenen Nervenfasern aktiviert werden. Die hyperbare Sauerstofftherapie reduziert, bei inkompletten Querschnitten, Sekundärschäden wie Schwellungen und fördert die Regeneration der Zellen. Damit kann unter Umständen eine gewisse Rückbildung erreicht werden. All diese Therapieansätze müssen frühzeitig nach dem Unfall erfolgen. Leider liegen hier noch keine verwertbaren validen Daten vor.

PortraitPrimar Dr. Josef Obrist ist ärztlicher Leiter des Salzburger Unfallkrankenhauses der AUVA. Sein Spezialgebiet ist die Wirbelsäulen- und Schulterchirurgie. Er prägte die medizinische Entwicklung im UKH, gründete 1987 die Schulter-Ambulanz und war jahrelang Leiter der Qualitätssicherungskommission. 

www.auva.at

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